Wurzelkraft & Seelenfutter
Naturzeit: Ein Wochenende für Herz, Seele und Magen
Drei Tage in und mit der Natur, das ist das Versprechen von „Wurzelkraft & Seelenfutter“. Es geht dabei ums Spüren und Schmecken, ums Kochen und Machen. Und vor allem: um ein neues Gefühl für Zeit. In und mit der Natur erlebt man nicht nur eine Aus-Zeit, sondern auch eine Un-Zeit. Es bedarf keiner Pläne und keiner Hast.
„Wurzelkraft & Seelenfutter“ vermittelt traditionelle Kräuterkunde, aber nicht nur. Es wird gekocht, aber nicht nur. Es wird im Freien verweilt, aber nicht nur. Was die Freundinnen Claudia Pechhacker-Taxacher und Cornelia Miedler hier anbieten ist eine Kombination aus alledem – und mehr. Es ist Botanik mit Seele, Wildnisküche, Naturwürdigung. Kurzum: Eine Tut-Gut-Intervention für Körper, Geist und Seele.
Claudia, Seele des Hauses und konzise Kennerin des Waldes, stellt den Platz, die gebürtige Tirolerin Cornelia vermittelt als Kräuter-, Wald- und Wiesenadvokatin alle nur erdenklichen Aspekte von Natur. Der Schauplatz ist prädestiniert für dieses Vorhaben: „Es ist ein Herzens- und ein Seelenplatz“, sagt Cornelia über die Rinntaverne. Erstmals erwähnt worden ist diese bereits 1272, als „Taverne an der Rinn“. Und diese „Rinn“ gibt es heute noch: Wie schon vor 750 Jahren liefert sie mit ihrem Geplätscher den sanften Hintergrundsound zur Idylle. Unterbrochen allenfalls von einem Mäh oder Miau, denn Claudia teilt sich Haus und Hof nicht nur mit Mann und Kindern, sondern auch mit drei Katzen, acht Schweinen, über zwanzig Schafen und knapp 150 Hühnern.
Auszeit für die Zeit
Zeit spielt bei „Wurzelkraft & Seelenfutter“ eine wichtige Rolle. Sie wird zelebriert, nicht durchgetaktet. Das ist auch der Grund, weshalb es kein exakt definiertes Programm gibt. Claudia und Cornelia halten sich an ein Rohkonzept, alles Weitere, davon sind die Freundinnen überzeugt, geben Natur und Gruppe vor. Man will sich auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Teilnehmer einstellen. Daher ist kein Kurs wie der andere. Man kann wandern gehen und mit Claudia zum Hausberg, der Frauenmauer, aufsteigen. Muss man aber nicht. Man kann genauso gut mit Cornelia an der Rinntaverne verbleiben, um Kräuterpesto zu fertigen und Kräuter zu „Grünsalz“ zu verreiben. Ungeachtet dessen, was man tut, es geht weniger um das Endprodukt als um das Tun selbst. Achtsam gehen, achtsam ernten, achtsam spüren oder auch ganz einfach: achtsam nichts-tun. Mit einer uralten Eiche aus Kaiserszeiten im Rücken und dem Zirpen der Grillen im Ohr erschließt das vermeintlich unproduktive „nichts-tun“ eine Form von Zeit, die im Leben des modernen Menschen kaum noch Platz findet: das Hier und Jetzt.
Man geht mit dem Takt der Natur und dieser folgt ganz wesentlich einer Melodie, die es nicht eilig hat. Gastgeberin Claudia hat ihr eine ganz eigene Form der Meditation angepasst: Sie beobachtet Schafe. „Das ist unglaublich entspannend und beruhigend. Stund’ um Stund’ könnt i’ den Schafen zuschauen. Das ist für mich Meditation.“ Ob Eiche oder Schaf: Im Kleinod rund um die Rinntaverne findet jeder seinen passenden Rahmen für die ganz eigene Form der Natur-Meditation. Oder wie Claudia es nennt: für die „Hirnkastl-Reinigung.“ Alle Sinne, alle Elemente dürfen, können und sollen erprobt werden. Rinde spüren, Luft atmen, am Feuer schmieden, Gräser riechen, Kräuter schmecken. Natur erlebt man hier nicht nur visuell, sondern ganzheitlich. Sie wird mit allen Sinnen kennengelernt.
Die Wald- und Wiesenküche
Alle Sinne schließen freilich auch das leibliche Wohl ein. Und für dieses hält die Natur ein Füllhorn an Schätzen bereit. Gemeinsam werden Preziosen aus der Wildnis vor der Haustüre gesammelt und anschließend verkocht. Gerösteter Hollerschwamm mit Wildkräutern, selbstgebackenes Brot mit Topfen vom Hof, wahlweise mit Schinken, Wild oder Fisch aus dem eigenen Teich. Ob Taubnessel oder Schafgarbe, wilde Pastinakenblätter oder Bibernellwurzel, Frauenmantel oder Lindenblätter: Cornelia weiß, dass 90% aller hier wachsenden Kräuter und Pflanzen auch essbar sind. Der Supermarkt, er liegt im eigenen Garten. Und er deckt mehr Geschmackskomponenten ab als das auf „süß“ und „salzig“ konditionierte industrialisierte Nahrungsangebot. Die Natürküche ergänzt fehlende Komponenten und schöpft aus dem gesamten Spektrum des menschlichen Geschmackssensoriums. Ob Schleim-, Bitter- oder Gerbstoff: Vieles davon wird heute gezielt aus unseren Lebensmitteln herausgezüchtet, wer mit der Natur geht und sie als Nahrungsquelle für sich entdeckt, vervollständigt zugleich den Zirkel seines Geschmackspotenzials. Und wird dabei feststellen: Wildkräuter sind nicht nur Beilage und Hasenfutter, sie machen auch satt. Gewusst wie, dabei geht es auch um ein Stück Unabhängigkeit. Satt ist man danach jedenfalls nicht nur in kulinarischen Belangen. „Wurzelkraft & Seelenfutter“ sättigt Herz, Seele, Körper und Geist gleichermaßen. Mit jeder Menge Aus-Zeit für jede Menge Mehr-Zeit.